GAWO Das Schichtprojekt / Erfolgsfaktoren

 

 

Schichtprojekt - Erfolgsfaktoren

Frühzeitige und umfassende Information
Veränderungen im Arbeitszeitsystem beeinflussen das tägliche Leben der Betroffenen in hohem Maße. Beschäftigte wollen daher frühzeitig und umfassend darüber informiert werden, um sich eine Meinung zu bilden, Einfluss zu nehmen oder sich und ihre Familien auf die anstehende Veränderung einzustellen.

Beteiligung der betroffenen Beschäftigten
Veränderungen eines bestehenden Schichtsystems stoßen häufig auf Widerstand, mag es auch noch so viele objektive Schwächen haben. Es wird am Alten festgehalten, man hat sich daran gewöhnt und nimmt die (finanziellen) Vorteile gerne mit. Akzeptanz eines neuen Arbeitszeitsystems erreicht man nur über Beteiligung und Information der Betroffenen.

So kann es gehen:

  • Persönliches Gespräch, Begehung
  • Betriebs-, Abteilungs- oder Schichtversammlung
  • Schichtworkshops, Schulungen
  • Fragebogen, Aushänge, Faltblätter
  • Einbindung in Projektgruppe
  • Mail- und Diskussionsforen (Internet, Intranet)
  • Vertrauensleute

Unterstützung durch das Topmanagement
Ein neues Arbeitszeitsystem hat Auswirkungen auf alle betrieblichen Ebenen, auch auf die Führungsstrukturen. Damit ein neues Arbeitszeitsystem Akzeptanz findet und im betrieblichen Alltag gelebt wird, ist es immer besser, wenn das Topmanagement diese Veränderungen voll unterstützt.

Beteiligung des Betriebsrates
Mitglieder des Betriebsrates sollten eigene Konzepte und Gestaltungslösungen in ein Arbeitszeitprojekt einbringen. Sie müssen dabei die unterschiedlichen Interessen aus der Belegschaft hinsichtlich Entgelte, Familie und Freizeit vertreten und diese mit den Anforderungen des Betriebes abgleichen. Sie sollten auch das notwendige Wissen erwerben, wie gesunde Schichtpläne gestaltet werden können. Hier kann auch außerbetriebliche Expertise herangezogen werden, um den Betriebsrat auf diesem Gebiet fit machen! Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen und Erläuterungen zur Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit finden sich auch hier.
Mitglieder des Betriebsrates fungieren als Mittelspersonen und Moderatoren und liefern den betroffenen Beschäftigten alle wichtigen Informationen.  Ihre Stellung im Betrieb ist dabei nicht einfach. Die Unvereinbarkeit von Interessen und Zielen, z.B. Abbau von Belastungen bei gleichzeitigem Erhalt von Zulagen zum Ausgleich ungesunder Arbeitszeiten, wird nicht selten zum Problem auch mit der eigenen Belegschaft. Eine eigenständige Arbeitsgruppe aus Mitgliedern des Betriebsrates und betroffenen Beschäftigten kann hier helfen, eine gemeinsame Position zu entwickeln.

Großzügige Zeitplanung für das Projekt
Die Planung, Umsetzung, Erprobung und Bewertung größerer Veränderungen im Arbeitszeitsystem erfordern eine großzügige Zeitplanung, insbesondere dann, wenn viele Beteiligte mit vielen unterschiedlichen Interessen betroffen sind. Die Praxis hat gezeigt, dass man bei größeren Projekten mindestens mit 9 bis 12 Monaten rechnen sollte und der Jahreswechsel der beste Zeitpunkt für Umstellungen auf ein anderes Arbeitszeitsystem ist.

Projektteam
Veränderungen an Arbeitszeitsystemen sind zeitlich befristete Aufgaben. Die Bildung eines gemeinsamen Projektteams – möglichst zusammengesetzt aus Arbeitgebervertretenden, Mitgliedern des Betriebsrates sowie Beschäftigten der betroffenen Belegschaft – bietet sich daher an. Bei Bedarf sollte auch auf externe Beratung zurückgegriffen werden.

Schulung für Vorgesetzte und Beschäftigte
Ein verändertes Arbeitszeitsystem bringt häufig bedeutsame Neuerungen mit sich, die im Betrieb kommuniziert werden müssen. Ein anderer Schichtrhythmus, Flexibilitätsregelungen und der Umgang mit Arbeitszeitkonten müssen den Betroffenen in extra durchgeführten Schulungen erklärt werden. Schriftliche Informationen allein reichen meist nicht aus.

Systematisches Vorgehen
Ein Arbeitszeitprojekt erfolgreich durchzuführen, wird durch ein systematisches Vorgehen nicht nur wesentlich erleichtert, sondern verhindert auch handwerkliche Fehler, die nachher nur noch schwer zu korrigieren sind. So empfiehlt es sich zum Beispiel, zunächst einmal anhand von benötigten Besetzungsstärken realistische Personalbedarfsberechnungen durchzuführen, bevor man sich auf neu gestaltete Schichtpläne einigt. Eine praxisgerechte Handlungshilfe finden Sie hier.

Kontrolle der Auswirkungen
Am Ende der Pilotphase müssen die Auswirkungen eines neuen Arbeitszeitsystems evaluiert und bewertet werden. Hat es grundsätzlich funktioniert? Konnte der neue Plan in der Realität tatsächlich gelebt werden? Passt es zu den betrieblichen Anforderungen? Wie sind die Auswirkungen hinsichtlich Gesundheit und Sozialverträglichkeit einzuschätzen? Entspricht es auch den Bedürfnissen der Betroffenen? Was sind die Auswirkungen hinsichtlich Produktivität, Termintreue und Kundenzufriedenheit? Das sind einige Fragen, die beantwortet werden müssen.
Folgende Instrumente bieten sich dazu an:

  • Analyse des Krankenstandes
  • Urlaubsverteilung
  • Zeitenkonten
  • Betriebsärztliche Untersuchungen
  • Befragungen der Beschäftigten
  • Betriebswirtschaftliche Daten

Eine standardisierte Befragung zur Bewertung eines neuen Schichtplans hinsichtlich Gesundheit und Sozialverträglichkeit mit Auswertungstool und automatischer Grafikerstellung gibt es hier.


Aber Achtung in Hinblick auf  die Bewertung gesundheitlicher Gefährdungen durch ein Arbeitszeitsystem: das Fehlen von eindeutigen Befunden besagt noch lange nicht, dass keine Gefährdung vorliegt!

 

Abstimmung am Ende der Pilotphase
Soll ein Arbeitszeitsystem erfolgreich verändert werden, geht dies nur mit den Beschäftigten. Es ist daher zu empfehlen, ein neues Arbeitssystem zunächst bis zu einem Jahr zur Probe einzuführen und am Ende der Pilotphase eine Abstimmung unter den betroffenen Beschäftigten durchzuführen.