GAWO Beispiel einer Gefährdungsbeurteilung Risiko Dauernachtschicht

 

Beispiel einer Gefährdungsbeurteilung: Risiko Dauernachtschicht

 

Ausgangslage

In einem Produktionsbetrieb wurde mit Zustimmung der Belegschaft eine Dauernachtschicht eingeführt. 30 Beschäftigte mit einem durchschnittlichen Alter von 32,6 Jahre arbeiten freiwillig in dieser Schicht.

Ein Jahr nach der Einführung wird eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt. Vom Ergebnis der Untersuchung hängt es ab, ob die Dauernachtschicht so weiterarbeiten kann oder wieder in Wechselschicht eingegliedert wird.

Methoden

  1. Befragung der betroffenen Beschäftigten nach gesundheitlichen Beschwerden und Zufriedenheit mit der mit Situation
  2. Ärztliche Untersuchung der einzelnen Beschäftigten
  3. Analyse der Fehlzeiten (Krankenstand, Unfallzahlen, Fluktuation)

Ergebnisse

  1. Die Befragung der Belegschaft ergab keine Erhöhung gesundheitlicher Beschwerden, die Beschäftigten sind zudem sehr zufrieden mit ihren Arbeitszeiten.
  2. Die ärztlichen Beschäftigten zeigten keine negativen Befunde.
  3. Die Analyse der Fehlzeiten (Krankenstand, Unfallzahlen, Fluktuation) waren ebenfalls nicht auffällig.

Methodische Probleme der Untersuchung

  1. Antworten und Einschätzungen aus Befragungen sind subjektiv und daher auch interessengeleitet. Im skizzierten Fall bekommen die Beschäftigten nicht unerhebliche Nachtzuschläge, die sie natürlich nicht verlieren möchten. Befragungsergebnisse werden häufig durch unterschiedliche Interessen beeinflusst, was bei einer Interpretation der Ergebnisse stets bedacht werden sollte.
  2. Gesundheitliche Auswirkungen der Nachtarbeit zeigen sich eher längerfristig; vergleichbar mit den erst nach Jahren erkennbaren Folgen durch Rauchen und Lärm. Außerdem steckt eine junge Belegschaft, wie in diesem Fall, die hohe Belastung einfach besser weg.
  3. Dass Analysen von Fehlzeiten und ärztliche Untersuchungen nichts ergeben, liegt häufig auch einfach daran, dass nur die Gesunden "überlebt" haben und Beschäftigte, die mit den hoch belasteten Arbeitsbedingungen nicht klarkamen, längst ausgeschieden sind. Daher sollte man entsprechende Daten immer im Verlauf, wenn nötig über Jahre, analysieren. Das die allgemeine Arbeitsmarktsituation im Zusammenhang mit Fehlzeiten auch eine entscheidende Rolle spielt, ist unbestritten.

Fazit

Das Fehlen von eindeutigen Befunden besagt noch lange nicht, dass keine Gefährdung vorliegt. Das längerfristige Gesundheitsrisiko — und damit die Gefährdung durch Dauernachtschicht — ist wissenschaftlich gut belegt, auch wenn es im konkreten (kurzzeitigen) Fall nicht immer nachweisbar ist. Nebenbei bemerkt, der finanzielle Ausgleich mindert die gesundheitlichen Risiken nicht; das kann nur ein gesundes Schichtsystem!
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